Archive für den Monat: September, 2013

Gestern waren wir neue Vorräte holen. Das Ganze ging recht unspektakulär vonstatten, abgesehen davon, dass wir beim Überqueren der Autobahn 7 einen brennenden Porsche gesehen haben. Muss nen ziemlichen Zacken drauf gehabt haben, wenn man sich die Trümmerspur so ansieht. Leider haben wir die Getränke vergessen und mussten deswegen heute noch einmal in die Stadt.

Ein paar Mal hatte ich das Gefühl, dass wir verfolgt oder beobachtet werden. Nichts wirklich greifbares, aber das Gefühl, das einen beschleicht, wenn man irgendwo auf weiter Flur steht. Dieses Verlangen, sich zu verstecken, zu verkriechen und sich so klein wie möglich zu machen, damit man nicht gesehen wird. Wir waren ja nicht wehrlos. Jan und ich hatten unsere Gewehre dabei, Dennis war mit seiner Frau Jenny im Supermarkt und sie packten unzählige Getränkekisten in den Einkaufswagen. Ich sah mich um, konnte aber nichts feststellen. Jan hatte die rechte Seite des Pickups übernommen, ich sicherte die linke. Wir hatten recht dicht vor dem Eingang geparkt, alle Türen waren offen, so dass wir schnell weg konnten, falls etwas unvorhergesehenes passieren sollte.

Als wir wieder auf dem Rückweg waren, schilderte ich meinen Verdacht und wir machten ein paar extra Kurven. Als ich gerade auf der letzten Kreuzung auf die Straße aus der Stadt raus eingebogen bin, hab ich im allerletzten Moment ein Fahrzeug im Rückspiegel gesehen. Ich trat das Gas voll durch, denn nun konnten wir nur noch durch Geschwindigkeit entkommen. Der Dodge brüllte auf, während er aus der Stadt beschleunigte und die Landstraße vor sich aufzufressen schien.

Nach ein paar Minuten hatten wir mein Haus erreicht, der Wagen stand mit tickernd abkühlendem Motor unter dem Tarnnetz in der Auffahrt gegenüber, wir hatten uns ins Obergeschoss begeben, um einen besseren Überblick zu haben. Es dauerte ein paar Minuten, dann kamen zwei Autos angefahren. Ein dicker Mercedes cls und ein alter VW t3 Pritschenwagen. sie fuhren langsam an der Straße vorbei, dann konnte man regelrecht sehen, wie der Beifahrer den Natozaun sah und den Fahrer zum Bremsen nötigte. Langsam rollten die beiden Autos die Straße mit heruntergelassenen Fenstern hinauf.

Jan war etwas zu langsam, um sich aus dem Sichtbereich wegzuducken, als ein Mann auf der Rückbank des Mercedes in unsere Richtung sah. „Achtung!“ rief der Kerl, „Die sind auf der anderen Seite, das ist ne Falle!“ Die Wagen stoppten abrupt und alle suchten dahinter Deckung. Jeder trug eine Waffe. Zwei waren nur mit Pistolen ausgerüstet, die anderen vier hatten Jagdgewehre, allerdings ohne Zielfernrohr. Wir wollten nicht warten, bis die Kerle die Initiative übernahmen. Jan feuerte zuerst. Das 308er Geschoss stanzte ein sauberes Loch in den Kotflügel des Mercedes. Ich begann die Ladefläche des VWs zu beschießen, denn darunter befand sich der Motor. Bevor wir das Waffengeschäft abgefackelt hatten, haben wir uns jeder eines dieser modernen Red-Dot Visiere mitgenommen. So konnte man bequem durch eine Optik sehen und das Ziel wurde mit einem roten Punkt belegt. Danebenschießen fast unmöglich. Der Rückschlag der mächtigen Waffe überraschte mich. Ich hatte lange nicht geschossen und brauchte ein paar Schuss, um mich wieder daran zu gewöhnen. Nach ein paar Schuss lief schwarzes Motoröl die Straße hinab, auch der Mercedes wird sich aus eigener Kraft kaum noch fortbewegen. Die Kerle hinter den Autos hatten sich gefangen und festgestellt, dass der Platz hinter den Fahrzeugen denkbar ungünstig war, nachdem erste Kugeln einfach beide Türen durchschlagen hatten. Sie zogen sich auf das Grundstück des Nachbarn zurück, gefolgt von noch mehr Gewehrfeuer. Wir wollten sie nicht treffen, sie sollten nur verschwinden. Keiner von denen dachte daran, auch nur einen Schuss abzugeben, während wir ein Magazin nach dem nächsten leerten.

Hinter einer Hausecke verschanzte sich einer der Männer und richtete sein Gewehr auf mein Haus. Ich sah den Mündungsblitz und spürte Staub und kleine Splitter umherfliegen, als das Projektil die Dachpfannen und Rigipsplatten durchschlug. Jan begann die Hausecke unter Beschuss zu nehmen und Steinsplitter, Putz und Staub schufen eine unwirtliche Umgebung. Der Mann lief davon. Die anderen fünf waren lange auf dem Rückzug, als der Gewehrmann sich nochmal umdrehte und ausgiebig zielte. Die vor ihm aufspritzende Erde die durch unser Feuer verursacht wurde, interessierte ihn scheinbar nicht. Er zielte. Jan gab einen weiteren Schuss ab und traf ihn mitten in der Brust. Der Kiefer klappte herunter, die Waffe glitt ihm aus den Händen und er fiel wie von einem LKW getroffen nach hinten.  „Aus.“ sagte Jan trocken.

Die Ohren klingelten noch eine Zeit lang, während wir uns Gedanken darüber machten, wie wir weitermachen wollten.

Es lief darauf hinaus, dass wir verschwinden mussten. Das erste Mal waren die Kerle zu zweit und mit Steinen bewaffnet. Nur ein paar Tage später haben sie sich auf wundersame Weise vermehrt und auch noch aufgerüstet. Was kommt als nächstes? Die Luftwaffe? Ein taktischer Atomangriff?  Wir studierten die Karte, beratschlagten uns und fassten schließlich einen Plan. Der Dodge wurde beladen, alles wichtige in Kisten auf der Ladefläche verzurrt. Ums Haus war es mir sehr schade. Es gefiel mir. Für den Fall, dass ich noch mal wiederkommen würde, hab ich alle mir wichtigen Sachen, die nicht mit konnten, in den Generatorraum in den Keller gebracht und alle Türen verschlossen. Ich ging noch einmal durch die leeren vewaisten Räume, bevor ich die Tür hinter mir ein letztes Mal abschloss. Der Dodge brummelte vor sich hin, als er langsam die Auffahrt des Nachbarn verließ und auf die Hauptstraße einbog.

 

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Der Vormittag verlief recht ruhig. Da wir auf Dennis und seine Frau gewartet haben, waren wir ans Haus gebunden. Wir haben den Dodge auf die Einfahrt des Nachbarn gegenüber gestellt. Rechts davon ist eine verwucherte Hecke neben der das Ungetüm nun steht. Mit zwei Tarnnetzen, die wir im Keller gefunden haben, haben wir das Auto recht gut getarnt. So lange die Bäume noch Blätter haben, ist dieses Versteck super. In ein paar Wochen werden wir uns Gedanken machen müssen. Um eine gewisse Vorwarnzeit zu haben, hat Jan vorgeschlagen, den Bewegungsmelder des Nachbarhauses zu demontieren und an das Vorfahrtsschild direkt an der Kreuzung zu binden, von der aus meine kleine Sackgasse abgeht. So haben wir etwas Zeit, sollten diese seltsamen Menschen aus Schleswig auftauchen. Hinter mein Haus kann man von der Straße aus nicht sehen, außerdem wird das eingezäunte Haus des Nachbarn die volle Aufmerksamkeit genießen.

Dennis kam gegen 14 Uhr an. Das Auto sah aus, wie nach ner Shoppingtour in Bagdad. Beide Scheinwerfer waren hinüber, die Windschutzscheibe hatte mindestens drei Steine abbekommen und die hintere rechte Seitenscheibe fehlte komplett. Im Blech über den Hinterrädern fanden sich drei Einschusslöcher. „Sie wussten wohl nicht, dass man vorhalten muss, wenn man auf ein Auto schießt.“ meinte Dennis. Seine Frau Melli war da eher weniger entspannt. Sie war ziemlich fertig. Wir packten die letzten Habseligkeiten aus und dann fuhren wir das Auto weg. Hier würde der Zafira mit fremden Kennzeichen und ramponierter Optik nur für Aufmerksamkeit sorgen. Wir müssen nun überlegen, wie wir weitermachen, ob wir hier bleiben oder ob wir wo anders hingehen wollen.

Morgen müssen wir Lebensmittel beschaffen. Dieses Mal so viele, dass wir mindestens zwei Wochen nicht in die Stadt müssen. Heute Abend wird noch eine Liste der Sachen erstellt, die wir noch so benötigen.

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Irgendwas ist in der Stadt los. Den ganzen Tag über war Maschinenlärm zu hören, als wenn LKWs und ähnliche Großfahrzeuge unterwegs sind. Von meinem Wohnort aus können wir über mehrere Strecken nach Schleswig gelangen. Wir haben uns heute für eine weniger schnelle Straße unter Vermeidung von Hauptverkehrsstraßen entschieden.  Wir haben Jans Skoda genommen. Den VW wollen wir auf dem Nachbargrundstück stehen lassen, um den Schein eines lohnenden Zieles zu wahren. Die Fahrt gestaltete sich unproblematisch. Über kleine Nebenstraßen gelangten wir ins Gewerbegebiet im Norden der Stadt. Die Autohändler, welche wir uns ausgesucht haben, liegen alle in einer Straße, das spart Zeit beim Aussuchen.

Wir suchten nach einem großen Pickup mit Allradantrieb und Dieselmotor. Diesel zerfällt weniger schnell als Benzin und die Motoren sind nicht so anspruchsvoll, dafür recht kräftig. Bei einem Toyotahändler stand ein schwarzer Hilux, der ziemlich gut auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten war. Jan parkte seinen Skoda in der Verglasung des Verkaufsraumes und wir machten uns auf die Suche nach dem Schlüssel. Wir fanden sie nach zehn Minuten und verließen mit unserem neuen Fahrzeug das Grundstück. Jan fiel dann bei einem Händler für US Fahrzeuge ein Dodge RAM mit Cummins Diesel auf. Zwar ist eine 8 Liter Maschine nicht gerade Greenpeaces Vorstellung der Kleinstadtwagenmotorisierung, aber die Anbauten machten den Wagen interessant. Er hatte einen monströsen Rammschutzbügel, auf dem Dach eine ganze Batterie Scheinwerfer und vorne eine Winde. Das Fahrzeug verfügt über Reifen, mit denen man Pflastersteine ausgraben kann und sicherlich keine Probleme mit Bodenhaftung auf losem Untergrund haben dürften, außerdem hatte der Vorbesitzer das Ungetüm höher gelegt.

Der Hilux wurde kurzerhand ebenso elegant wie sein osteuropäischer Vorgänger eine Viertelstunde zuvor direkt im Geschäft geparkt. Jan meinte, dass der Begriff drive in von ihm gerade revolutioniert wurde. Unsinnigerweise ist er mit dem Auto direkt bis in ein Büro gerauscht. Die Schlüssel fanden sich in den Trümmern und wir setzten unsere Fahrt in dem Ungeheuer von der anderen Seite des großen Teiches fort.

Wir machten einen weiteren Besuch im Baumarkt und parkten direkt unter dem Vordach des Haupteingangs. Aus dem Geschäft besorgten wir uns einen ganzen Einkaufswagen voller Reservekanister und befestigten sie mit Spanngurten die wir ebenfalls dort fanden. So ausgerüstet machten wir uns auf den Heimweg. Um das Risiko irgendwelcher Spinner zu vermeiden, haben wir einen anderen Rückweg genommen. Der war durch einen Linienbus versperrt, der quer zur Fahrbahn stand und offensichtlich mit einem schweren Fahrzeug zwischen zwei Häuser gerammt wurde.

Mit anderen Wegen aus der Stadt raus sah es ähnlich aus. Wir waren eingeschlossen. Jan bemerkte, dass wir zu allem Überfluss recht wehrlos wären. Mir fiel ein, dass wir in der Stadt einen Jagdwaffenladen haben. Scheinbar waren die Spezialisten den ganzen Tag damit beschäftigt, die Busse und LKWs in Straßen zu verkeilen, dass ihnen wichtige Geschäfte völlig entgangen waren. Das Frankia Waffengeschäft war unberührt. Mit der Winde zogen wir die Tür des Geschäftes aus und suchten uns in aller Seelenruhe zwei HK41 Gewehre mit ausreichend Munition aus. Die Waffen sind praktisch mit dem G3 der Bundeswehr gleich, nur dass sie kein Dauerfeuer schießen können. Das sollte bei den Ballermännern aber nicht weiter ins Gewicht fallen.

Um  das Geschäft nicht noch für andere interessant zu machen, haben wir beschlossen, es anzuzünden. Glücklicherweise fanden wir alles dazu Nötige im Laden. Jan fand es eine gute Idee, einfach alle Flüssigkeiten auf den Teppich zu kippen und mit nem Vorhang eine Lunte zu legen.

Das Ergebnis war spektakulär. Die Munition im Lager dürfte für eine endgültige Zerstörung sorgen.

Wir haben Schleswig dann versucht, auf dem selben Weg zu verlassen, wie wir reingefahren sind. Dort standen zwei Kleintransporter zwischen den Häusern. Wir haben sie mit dem Auto vorsichtig zur Seite geschoben und uns dann verdrückt.

Der RAM ist vor dem Haus nicht gerade dezent, wir müssen uns dazu noch was einfallen lassen.

Am späten Nachmittag haben wir den Generator getestet. Er zieht seine Luft von außen und gibt seine Abgase auch nach außen ab. Draußen kann man ihn fast gar nicht hören. Wir haben das Öl und die Filter gewechselt und noch einen Probelauf gemacht. Ich glaube kaum, dass wir noch ewig Strom haben werden.

Dennis hat sich mit seiner Frau auf den Weg gemacht, sie sind knapp rausgekommen, irgendwelche Spinner randalieren da mordsmäßig.

Was die Sicherung des Grundstückes angeht, sind wir nicht wirklich weiter gekommen. Wir haben dann das von uns gesicherte Nachbarhaus geöffnet und nen Haufen dieser elektrischen Zeitschaltuhren eingesetzt, um aufs Geratewohl Lampen und andere Geräte wie Fernseher und Radio einzuschalten. So sollte es ein wenig  interessanter wirken.

Plan für morgen:

Dodge umparken

Dennis kommt

Erkunden, wer dort die Stadt einschließt.

Wir sind auf weitere Überlebende gestoßen. Sie waren nicht freundlich gesinnt.

Heute morgen haben wir einen Bolzenschneider und ein Brecheisen eingepackt und sind mit meinem Polo zum Langsee gefahren. So nennt sich der Übungsplatz der Bundeswehr nördlich von Schleswig. Da mein Wohnort südlich von Schleswig liegt, sind wir durch die Stadt gefahren, um auf Lebenszeichen zu achten und um beim örtlichen Baumarkt noch ein wenig Werkzeug zu besorgen.

Lustigerweise haben wir uns, obwohl wir die einzigen weit und breit waren, an die Geschwindigkeitsbegrenzung gehalten und sind mit knapp über 50 km/h die Flensburger Straße entlanggefahren. Im Gegensatz zu den ganzen Endzeit- und Zombiefilmen ist die Straße komplett frei. Offensichtlich zieht es den Eingeborenen ganz im Gegensatz zu seinem nordamerikanischen Artverwandten nicht ins Auto um dann zum Sterben in andere Autos, eine schon versperrte Kreuzung oder einen Tunnel zu fahren. Der Deutsche stirbt standesgemäß zu Hause, bei laufender Glotze und brennender Stehleuchte auf dem Beistelltisch.

Die Flensburger Straße führt ein gutes Stück an einem Wald entlang, der auf der linken Seite bis fast an den Gehweg heranreicht. Wir waren an der steilsten Stelle, wo der arme Polo sowieso schon zu kämpfen hatte, als Jan ganz plötzlich „Alter!“ rief. Im nächsten Moment kamen zwei vermummte Gestalten auf die Fahrbahn gerannt und warfen mit faustgroßen Steinen auf unser Auto. Der erste traf die Windschutzscheibe und hinterließ eine Delle mit Spinnenetzmuster, von dem sich große Risse nach oben und unten ausbreiteten. Der Zweite ging irgendwo zwischen die Scheinwerfer. Anstatt zu bremsen, trat ich voll aufs Gas um von diesen Spinnern wegzukommen. Ein weiterer Stein flog glatt durch die hintere Seitenscheibe.

Ohne auf Ampel und Vorfahrt zu achten, beschleunigte ich den Kleinwagen weiter und wir verließen Schleswig nach wenigen Minuten. Bis wir den Übungsplatz erreicht hatten, redeten wir kein einziges Wort miteinander.

„Wir müssen das Auto loswerden“ war Jans schlüssige Feststellung. Ich sagte ihm, dass ich einen etwas anderen Plan hatte. Wir luden den Polo bis oben hin mit Natodraht voll, die Polster waren damit komplett ruiniert. Die rasiermesserscharfen Klingen auf dem Draht zerschnitten die Bezüge, verhedderten sich in ihnen und zerrissen sie bei jeder Bewegung. In einem Gerätehaus fanden wir Unmengen an Bandstacheldraht, ein flaches Eisenband mit ebensolchen scharfen Klingen. Er war wie Klebeband aufgerollt und befand ich in einem praktischen Abrollgerät. Ich nahm es mit.

Beim Baumarkt besorgten wir uns Kunstrasen und kiloweise Nägel. Die Nägel passten noch ins Auto, der Kunstrasen musste aufs Dach geschnallt werden. Wir schlugen auch die rechte hintere Scheibe ein, um einen Gurt durch den Wagen zu ziehen. Er war sowieso hinüber.

Das Grundstück des Nachbarn dekorierten wir auffällig mit dem Natodraht, den wir in einer Dreierrolle (zwei Rollen unten und oben eine mittig daraufgelegt) um das gesamte Grundstück legten. Zu guter Letzt stellten wir den Polo dort auf die Auffahrt. Meine geplasterte Auffahrt legten wir mit dem Kunstrasen aus, durch den wir vorher die Nägel steckten. Eine Fahrspur für ein Auto ließen wir frei. Um das Ganze etwas echter wirken zu lassen, vertreuten wir zwei Schubkarren Sand darauf. Mit unserem Ergebnis waren wir zufrieden. Der Bandstacheldraht wurde in Knöchelhöhe durch den Vorgarten gezogen, der vor allem durch seine Ungepflegtheit bestach. Wer dort durchschleichen will, der legt sich unter Garantie lang. Mit ziemlich ekligen Schnittwunden an den Füßen. Mit etwas Glück fiel er mit dem Gesicht in die nächste Reihe und braucht sich ums Narbenschminken für den nächsten Fasching keine Sorgen zu machen.

Dennis hat sich gemeldet. Sein Nachbarhaus brennt, sie packen und wollen so bald wie möglich zu uns kommen. Wir haben vereinbart, dass er anrufen soll, solange das Handynetz noch funktioniert.

Plan für Morgen:

– Neues zweckmäßiges Auto besorgen.

– Generator testen

– Sicherung des Grundstückes prüfen

Die Ereignisse aus der Sicht von Stefan können hier gelesen werden: http://letztetage.tumblr.com/

Stefanis Sicht: http://letzte-tage.blogspot.de/

Wir waren heute einkaufen, wenn man das so nennen will. Wir haben die ganze Stadt abgegrast, nirgendwo ein offenes Geschäft. Schließlich haben wir den Supermarkt um die Ecke geöffnet. Mit dem Vorschlaghammer haben wir die Glastür zerschlagen und dann darauf gewartet, dass jemand auf den Alarm reagiert. Es kam niemand.

Wir haben die Nahrungsmittel ergänzt, aus der Obst und Gemüsetheke das herausgesucht, was noch genießbar ist. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie es hier in einer Woche riecht. Wo wir schonmal da waren, haben wir auch gleich eine Kiste Bier und etwas höher vergütete Getränke mitgenommen. Ansonsten waren wir eher bescheiden. Mit den Lebensmitteln kommen wir eine Woche über die Runden, dann werden wir wiederkommen müssen.

Es ist schwer zu beurteilen, ob noch Menschen in der Stadt leben. Es brennen Lichter, Fernseher flackern, hier und da steht eine Tür offen. Aber gesehen haben wir niemanden.

Wir haben wieder Kontakt mit Dennis gehabt. Er sagt, sie hätten letzte Nacht ganz in der Nähe Lärm in Form von splitternden Scheiben gehört, konnte aber nicht die Ursache des Lärms sehen. Weitere Feuer hat er nicht gesehen.

Wir haben lange beraten und ich habe angeboten, dass er seine Sachen und seine Freundin einpacken und herkommen soll, wenn es zu brenzlig wird. Sie wollen das besprechen und das Angebot im Hinterkopf behalten.

Die Tatsache, dass offensichtlich randaliert wird, macht mir Sorgen. Natürlich kann ich das Erdgeschoss abschotten. Einfach die Jalousien runterlassen und fertig. Die Kellerfenster sind mit starken Gittern von außen versehen und können von innen zusätzlich mit einer Stahlplatte versehen werden, so dass ein Eindringen praktisch unmöglich ist. Aber das Grundstück ist immer noch zugänglich. Mein Gemüsegarten, die zukünftige und einzige Quelle für frische Nahrung ist ungeschützt. Ebenso der Rest meines Grundstückes. Ein unschöner Gedanke.

Jan und ich haben heute lange Diskutiert, was wir dagegen unternehmen könnten. Nicht weit von hier ist der Langsee, ein Übungsplatz der Bundeswehr. Wir könnten ein paar Rollen Natodraht besorgen und damit das Grundstück sichern. Das Zeug soll einen Panzer aufhalten können, dann wir es auch Randalierer stoppen. Jan warf ein, dass es etwas befremdlich aussieht, wenn wir ein normales Haus in einem kleinen Wohngebiet einzäunen. Punkt für ihn, darüber hatte ich nicht nachgedacht.  Wir werden nun das Haus schräg gegenüber einzäunen. Das lenkt eventuelle Randalierer zumindest eine gewisse Zeit lang ab. Wir werden uns die Einfriedung meines Grundstückes morgen noch einmal ansehen und prüfen, ob sich dort was verbessern lässt.

Mit Einsetzen der Dunkelheit haben wir uns aufs Dach begeben um mit dem Fernglas in die Stadt zu gucken. Wenn dort noch jemand lebt, dann können wir das im Dunkeln am besten sehen. Das menschliche Auge reagiert auf Bewegung, nicht auf Stillstand. Ein bewegendes Licht würde uns sofort auffallen.  Uns fällt nichts auf.

Plan für Morgen:

– Natodraht besorgen

– Nachbargrundstück auffällig sichern

– Eigenes Grundstück unauffällig sichern

Sichtweisen aus einem anderen Blickwinkenl der Ereignisse findet der Leser hier:

http://letztetage.tumblr.com/

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Wir wollten heute einkaufen. Alle Geschäfte haben geschlossen.

Pro7 hat abgeschaltet, kein Signal mehr, bei vielen Sendern laufen nur noch Konserven, ohne irgendwelche Ansagen oder Nachrichten. Auf NTV wird versucht, ein ungefähres Bild der Lage zu vermitteln, sofern sie es denn selber haben. Angeblich ist der Scheitelpunkt der Epidemie noch nicht überschritten, soll heißen, die Anzahl derer, die täglich sterben, wird noch weiter ansteigen.

Im Radio wird viertelstündlich durchgesagt, dass man möglichst den Kontakt zu anderen Menschen meiden soll, Rettungskräfte und Katastrophenschutz sowie Bundeswehr in Kürze Hilfe organisieren werden. Jan hat sein Bier wieder ausgespuckt, als er das hörte. „Wie wollen die das denn hinbekommen? Der höchste Dienstgrad in unserer Einheit war den Tag vor der Schließung ein Feldwebel. Und der sah auch schon arg scheiße aus. Da kommt niemand mehr, außer da ist noch ein Bataillon in nem U-Boot eingelagert.“

Diese Möglichkeit halte ich für ausgeschlossen. Wir sind also auf uns selbst gestellt.

Wir haben Dennis erreicht, auch ein ehemaliger Kamerad von mir. Seine Frau lebt auch noch. Die beiden haben sich eine Wohnung an der Westküste gekauft. Mehr als eine Stunde von hier aus. Dennis meinte, er hat gestern Abend Feuerschein am Ortsrand gesehen. genaueres kann er aber auch nicht sagen, sie wollen das Haus nicht verlassen.

Wir konnten sonst niemanden mehr erreichen. Weder per Telefon, noch bei Facebook oder per Email.

Heute Abend werden wir die Nachrichten hören, um auf dem Laufenden zu bleiben.

Morgen müssen wir uns um neue Vorräte kümmern. Außerdem müssen wir wieder tanken, weil wir heute umsonst durch die Gegend gefahren sind. Nicht viel, aber der Tank sollte voll sein.

Eine Alternative Sichtweise der Ereignisse lässt sich hier nachlesen:

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Ich hab mich krank gemeldet. In der Firma ist sowieso kaum noch einer da. Mehr als die Hälfte ist krank. Ich denke, da wird nicht mal ein gelber Schein nötig.

Wenn ich schon mein Wochenende verlängere, dann leiste ich mir auch eine Zeitung. Hätte ich besser lassen sollen. Die Anzahl der Toten liegt „im hohen dreistelligen Bereich“. Immer noch kein Wort von der Anzahl der Erkrankten. Der Flugverkehr in ganz Europa wurde komplett eingestellt. Die Sondersendungen im Fernsehen blubbern alle das gleiche Unwissen vor sich hin. Man geht in ganz Deutschland von mehr als einer Millionen Toten aus. Da werden wohl ein paar Wohnungen frei.

Der Nachbar neben mir hat seit gestern Abend Licht im Wohnzimmer brennen. Vermutlich wird er nicht mehr aufstehen, um es auszuschalten.  Der von gegenüber ist seit zwei Tagen nicht zu Haus gewesen. Kein Auto auf dem Hof, kein Licht, gar nichts. Die Nachbarschaft präsentiert sich dieser Tage angenehm still.

Jan ist heute Vormittag angekommen. Er sagt, die Straßen wären frei, nirgendwo ist Stau, es stehen nicht mal zwei Autos an einer Kreuzung. Ich hab ihn gefragt, ob nur neue ungeimpfte Soldaten erkrankt sind. „Durch die Bank alle, geimpft, ungeimpft, egal. Die liegen fast alle flach. Der Laden wurde bis auf weiteres dicht gemacht.“

Heute Mittag waren wir tanken und Diesel kaufen. Zwei Tankstellen waren geschlossen, obwohl sie einen 24 Stundenservice haben. Das Mädchen in der dritten Tankstelle sah nicht gerade gesund aus.

Wir haben 120 Liter Diesel in Vierzigliterkanistern  und meinen VW Polo bis oben hin vollgetankt.

Einkaufen wollen wir auf morgen verschieben.

Ich hab Jan den Keller gezeigt. Er war recht angetan und hat direkt noch eine Bodenluke gefunden, die in einen Tunnel führt, der sich in südliche Richtung vom Haus entfernt. Ich vermute, das Bauamt weiß nichts davon. Onkel Bernd muss nen Arsch voll Kohle in diese spinnerten Ideen versenkt haben.

Die Autos haben wir hinters Haus gefahren, die Jalousien werden wir mit Einbruch der Dunkelheit runterlassen. Es ist wohl unnötig, zu erwähnen, dass sie im Gegensatz zur handelsüblichen Wohnzimmerjalousie nicht aus Kunststoff, sondern aus Metall sind.

Heute Abend haben wir über die Schlei nach Schleswig geguckt. Viele Lichter sind aus. Autos sieht man keine. Das ganze wirkt bedrückend gespenstisch. Beim Nachbarn brennt immer noch Licht. Im Internet gehen wir auf die Suche nach Erklärungen. Außer wirren Theorien gibt es nichts Greifbares.

Plan für Morgen:

Einkaufen

Kontakte von Freunden durchgehen, um zu sehen, wer noch lebt.

Nachtrag des Verfassers: Eine andere Sichtweise dieser Ereignisse wird sich parallel auch hier finden:  http://letztetage.tumblr.com/

Heute bin ich entgegen meiner Gewohnheit früh aufgestanden. Die Zeitung berichtet heute von 23 Todesopfern im Kreisgebiet. Das finde ich beunruhigend. Wenn das eine Woche lang so weitergeht, dann können die am nächsten Samstag eine Sonderausgabe – Todesanzeigen rausbringen. Nur wird sie keiner mehr kaufen und lesen.

Im Radio ähnlich prickelnde Berichte. In Hamburg spricht man in den Nachrichten von mehr als 3700 Toten. Viel interessanter wäre ja die Zahl der Erkrankten. Das ließe ja gewisse Rückschlüsse auf die zu erwartenden Toten in Zukunft schließen. 

Nun überschlagen sich die Sondersendungen. Selbsternannte Fachmänner referieren über Dunkelziffern, Herkunft und was man nicht alles beachten sollte, um nicht infiziert zu werden. Ich habe um acht Uhr begonnen, den Keller meines Hauses mal genauer zu inspizieren. Mein Onkel war offensichtlich ein ziemlicher Freak.

Ich muss gestehen, dass ich nicht wirklich oft im Keller war und mich deswegen auch nicht mit dem beschäftigt habe, was da so rumsteht und vor allem eingebaut ist. Der hat tatsächlich an diesen Zombiescheiß geglaubt.

Die Kellertür ist unscheinbar, sieht aus wie eine normale Zimmertür. Allerdings wesentlich schwerer und mit mehr Schließungen. Im Keller gibts nen „normalen“ Keller, wie so ein Keller halt ist. Zeugs drin, Gerümpel, Vorräte und so weiter.

Hinter nem alten Vorhang hab ich dann noch so eine stabile Tür gefunden. Dahinter befand sich eine Art Luftschutzraum. Bett, Waschmöglichkeit und ein angrenzender Raum mit Technik. Ein Generator der Bundeswehr steht da drin, ein 1000l Dieseltank und ein Regal mit Dosenfutter für Monate.  Eine Filteranlage für Wasser hat er auch eingebaut, es kommt von den Regenrinnen von Haus, Gartenlaube und Gerätschuppen.

Das einzig Wertvolle scheint mir der Generator und das Wasser zu sein. 

Ich habe Jan erreicht. Er sagt, es sind viele Leute in seiner Einheit krank und der Laden wird vorübergehend geschlossen, die Leute bekommen Sonderurlaub, damit sich nicht noch mehr anstecken. Das gabs zuletzt bei der Bindehautentzündungsepidemie bei der Bundeswehr. Müsste 2004 gewesen sein.

Ich habe mein Impfbuch durchgesehen, es ist voll. Bei vielen Soldaten ist das auch so, sie sind trotzdem erkrankt. 

Heute ist es still gewesen. Es fahren weniger Autos durch die Straßen. Gut, es ist Sonntag, aber es kam mir trotzdem leerer vor, als es sonst der Fall ist. 

Plan für Morgen:

Krank melden

Auto volltanken und Kanister mitnehmen

Jan kommt morgen, wir wollen überlegen, was man machen kann.

Ich habe beschlossen, Tagebuch zu schreiben. 

Ich heiße Christian, bin 32 Jahre alt, allein stehend und wohne in der Nähe der Kleinstadt Schleswig in Norddeutschland.

Seit einem Jahr gehe ich einem recht belanglosen Bürojob nach, sitze den ganzen Tag vor einem Computer und versuche nach der Arbeit das geerbte Häuschen in dem ich wohne, in Schuss zu halten. 

 

Warum habe ich beschlossen Tagebuch zu schreiben?

Wahrscheinlich, um selber zu begreifen, was passiert. Selber verstehen und nachvollziehen, was sich zu Zeit entwickelt und in welcher Geschwindigkeit es sich entwickelt. 

Die Tage am Wochenende sind die einzigen, an denen ich es mir leiste, Brötchen und Zeitung vom Bäcker zu holen. Die Zeitung vervielfacht die Dauer des an Wochentagen auf ein paar Minuten reduzierten Frühstücks auf weit länger als eine Stunde. 

Im Regionalteil stand heute ein Bericht über eine Frau, die an einer bisher unbekannten Krankheit gestorben ist. Ich hatte die letzten Tage schon öfter davon gehört. Ohne ersichtlichen Grund bekommen Menschen grippeähnliche Symptome und wenig später sehr hohes Fieber. Nach ungefähr einer Woche sterben sie. Hier oben waren wir bis jetzt davon verschont geblieben.

Bezüglich einer Infektion mache ich mir allerdings keine allzu großen Gedanken. Ich pflege selten soziale Kontakte, mein Haus schränkt mich da noch zu sehr ein. Ich habe Kontakte zu ein paar ehemaligen Kameraden mit denen ich mich hauptsächlich übers Internet austausche, ab und zu gibt es einen Grillabend. 

Derzeit, wie schon bei der EHEC Epidemie 2011 wird vor den verschiedensten Lebensmitteln gewarnt. Sind es morgens noch Kartoffeln, sind es Mittags Erbsen und Abends soll man Erdbeeren am besten vor dem Verzehr abkochen. Sicherlich. Da sind ja richtige Fachmänner am Werk, wer isst nicht gerne mal nen Teller gekochte Erdbeeren? Da können sich die ganzen Fetten, die sich nur von Cola und Fast Food ausnahmsweise mal im Ruhme der gesünderen Ernährungsweise sonnen, ganz im Gegensatz zu den ganzen Körnerfressern.

Obst und Gemüse habe ich zumindest Teilweise in meinem eigenen Garten. Nachdem ich die Zeitung ausgiebig studiert habe und auch die Radioberichte dazu dauernd um die Ohren gehauen bekam, habe ich meinen Garten mal auf verzehrbare Pflanzen geprüft. Klingt sicherlich paranoid, aber es beruhigt irgendwie. Mit dem, was da wächst, kann ich sicherlich einen Monat überleben, ohne unbedingt in einen Supermarkt latschen zu müssen.

Morgen will ich den Keller inspizieren. Das Haus gehörte meinem Onkel und machte mich mit dem Kunststück zum Erben, welches er nur ein einziges Mal aufführen konnte. Mit einem Motorrad mit weit mehr als 200km/h in den 40-Tonner am Ende eines Staus auf der A7 zu fahren. Sicherlich spektakulär aber mit sowas ist man eher ein Einwegartist. Er war ein etwas seltsamer Typ, schwafelte oft von der nahenden Zombieapokalypse und gab Unsummen dafür aus, die Hütte hier dafür zu wappnen. 

Ich werde nachher mal sehen, was Jan zu der ganzen Sache sagt. Wir haben uns während meiner Zeit bei der Bundeswehr eine Stube geteilt. Er ist noch  bei dem Verein, mal gucken, was dort gesagt wird, vielleicht unterscheidet sich das Ganze ja von dem, was im zivilen Bereich so zu hören ist.

Plan für Morgen:

Keller inspizieren.

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